Die Stadt auf zwei Rädern

Wie eine Stadt der Zukunft ohne Autoverkehr aussehen könnte

Es gibt Städte, die schon heute nicht mehr nur von Autos dominiert werden, sondern von alternativen umweltfreundlichen Verkehrsmitteln, wie beispielsweise die Fahrradstadt Kopenhagen. Durch Fahrverbote, Gebühren und Parkplatzverknappung versuchen Städte wie Stockholm, London und Peking derzeit, den umweltbelastenden Autoverkehr in der Stadt einzuschränken. Doch nicht durch Strafen, sondern vielmehr durch staatlich unterstützte Anreize und gute Verkehrsprojekte kann es gelingen, klimafreundliche Mobilität in den Großstädten zu fördern.

Cykelslangen in Kopenhagen

Eines der ältesten und gesündesten Fortbewegungsmittel ist das Fahrrad. Nicht jede Stadt ist aufgrund ihrer Topografie und Größe dafür gemacht. Doch sogar flächenmäßig weitläufige Städte wie London haben es in den letzten Jahren geschafft, das Fahrradfahren in der City populär zu machen. Events wie die Brompton World Championship – ein Radrennen auf den Klapprädern der Marke Brompton – machten das Radfahren auch für die „Business-Klientel“ zum Kult.

Kopenhagen ist sicherlich der Vorreiter in Sachen Fahrradverkehr und seit mehreren Jahren auf Platz 1 der weltbesten Fahrradstädte, gefolgt von Utrecht und Amsterdam. Bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung fährt hier mit dem Rad zur Arbeit oder zur Schule. Durch ein ausgebautes Wegenetz im öffentlichen Raum hat das Fahrrad sich hier zum schnellsten Fortbewegungsmittel entwickelt. Dazu gehören Ampelschaltungen, die Fahrradwege bevorzugen, eine ausreichende Anzahl von Abstellplätzen, sowie weitere komfortable Hilfsmittel für Fahrradfahrer, wie Haltevorrichtungen an den Ampeln.

Auch in Berlin laufen Pläne, das Fahrradnetz auszubauen und einen Anreiz zu schaffen, aufs Rad zu steigen. Dazu gibt es Pläne, unter der Hochbahn U1, die die Stadt von Ost nach West quert, einen überdachten Fahrradhighway zu errichten, auf welchem sich die Stadt schneller als mit jedem anderen Verkehrsmittel durchqueren ließe. Eine weitere Strecke ist parallel zur Bahnstrecke S1 von Zehlendorf Richtung Potsdamer Platz geplant, auf der man kreuzungsfrei und sicher ins Zentrum gelangt.

Gleiches ermöglicht die Alber Tibby Cotter Bridge in Sydney, über die man elegant und treppenfrei einen Highway quert. Vergleicht man allerdings die ersten umgesetzten Projekte in Berlin wie die neuen Fahrradwege mit Verkehrsprojekten in Kopenhagen und Amsterdam, lässt die Gestaltung in Deutschland noch sehr zu wünschen übrig. Mit der Cykelslangen (Fahrradschlange) in Kopenhagen und dem Fietstunnel (Fahrradtunnel) in Amsterdam können die deutschen Verkehrsplaner nicht wirklich mithalten.

Je vollgestopfter die Straßen sind, je unzuverlässiger die öffentlichen Verkehrsmittel, desto einfacher wird es sein, die Bevölkerung aufs Rad zu bringen. Dadurch lässt sich nicht nur das Geld für Benzin oder Bahn sparen, sondern auch das Geld fürs Fitnessstudio, denn die sportliche Betätigung gibt es gratis dazu. Und um diese Bewegung voranzutreiben, braucht es keine großen technischen Innovationen, sondern den Willen und die Unterstützung der Stadtplanungsämter.

Investitionen in die Verkehrsplanung sind erforderlich, die sich langfristig durch gesündere und glücklichere Bürger auszahlen, die nicht den Krankenkassen auf der Tasche liegen, sondern durch Steuerzahlung zum Staatshaushalt beitragen. Und wieviel qualitativen Aufenthaltsraum würden wir gewinnen, wenn die Parkplätze und Fahrspuren eines Tages zu öffentlichen Grünflächen umgenutzt werden würden. Ganz zu schweigen von der Verbesserung der Luft, wenn Bäume hier die Autos ersetzten.

Bilder:
Cykelslangen: Dissing + Weitling / Fietstunnel: Benthem Crouwel Architects / Albert Cotter Bridge: Hassell Studio / Radbahn: Radbahn Berlin

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