Monte Rosa Hütte

Ein autarkes Studenten-Experiment im ewigen Eis

Auf einer der atemberaubendsten Gletscherabfahrten in den Alpen gelangt man zu der neuen Monte Rosa Hütte. Schon von weitem hebt sich die Kubatur in Form eines glitzernden Kristalls von den aufgeworfenen Eisbrocken des Gletschertals ab. Die Hütte ist ein Pilotprojekt nachhaltiger Architektur der ETH Zürich und des Schweizer Alpenvereins (SAC). Das Projekt wurde gemeinsam mit Studenten der ETHZ entwickelt, entworfen und schlussendlich im Jahr 2010 an seinem exponierten Ort oberhalb des bekannten Schweizer Skiorts Zermatt errichtet. Entstanden ist so eine autarke und umweltschonende Hütte in einer sehr endlegenden Gegend. 

Die zu 90%ige Autarkie der Hütte wird durch ein zumeist herkömmliches Gebäudetechnikkonzept erreicht. Die benötigte Energie wird durch Solarzellen gewonnen, die an der Süd-Fassade angebracht sind. Die Wärme wird von Solarkollektoren produziert, die vor der Hütte aufgestellt sind. Ein mit Rapsöl betriebenes Mini-Blockheizkraftwerk (BHKW) steuert bei Bedarf Energie für den Betrieb der Heizung, die Warmwasserversorgung und die Ladung des Elektro-Speichers bei. Die Lüftungsanlage wird mit einer Wärmerückgewinnung betrieben. Die Wasserversorgung speist sich aus einer mit Regenwasser gefüllten Kaverne. Das Schmutzwasser wird über eine Mikrofilteranlage gereinigt und in die Grauwassernutzung gespeist oder vor Ort abgeführt.

Die größte Kostentreiber und CO2 Verbrauch der Hütte wird wohl durch die Helikopterflüge verursacht, die die Hütte mit Lebensmitteln beliefern, und die für den Bau der Hütte unabkömmlich waren. Einzelne Module der Hütte wurden im Werk zusammengesetzt und per Helikopter an Ort und Stelle gebracht. Dort ersetzten sie auch den Kran und haben die Module aus der Luft direkt am Einbauort abgesetzt. Nicht nur die Konstruktion der Hütte, sondern auch das komplette Interior sind aus Holz hergestellt. Der kaskadenartige Aufbau wird durch eine umlaufende Treppe begleitet. Entlang der Treppe ermöglicht ein durchlaufendes Fensterband den Blick auf die Berggipfel der umliegenden 4000er.

Die Hütte ist im Sommer wie im Winter nur für geübte Bergsteiger und Skifahrer mit einem Bergführer erreichbar, da der Weg dorthin über diverse Gletscherspalten führt. Neben einer einzigartigen Atmosphäre gehören Einzelbetten und eine warme Dusche (gegen Bezahlung) zum angenehmen Komfort, den diese Hütte gegenüber anderen Berghütten des SAC bietet. Wer die Gefahren im ewigen Eis nicht scheut, dem wird ein Besuch sehr empfohlen.

Bilder: ETH-Studio Monte Rosa, Tonatiuh Ambrosetti, 2009

Das Bürogebäude 2226

Wie der Nutzer selbst zur Heizung wird

Dem Trend zu technisch immer weiter ausgerüsteten Gebäuden wird mit diesem Gebäude ein Ende gesetzt. Baumschlager Eberle Architekten hat im österreichischen Lustenau ein Haus entworfen, das als Prototyp angesehen werden kann, da es komplett ohne Heizung, Lüftung und Kühlung auskommt. Ein Zusammenspiel aus intelligenter Architektur und minimaler, aber effizienter Gebäudetechnik vermögen es, dieses Konzept erfolgreich umzusetzen und den Nutzern trotz aller Einsparungen ein angenehmes Arbeitsklima zu verschaffen.

Schon mit dem Entwurf eines Gebäudes werden die wichtigsten Parameter gelegt, wie effizient das Gebäude sein kann und wieviel Energie es später im Betrieb benötigen wird. Die kompakte würfelförmige Gebäudekubatur und der Öffnungsanteil der Fassade von nur ca. 20% liefern die Grundvoraussetzungen, dass dieses Gebäude auch ohne Heizung funktioniert. Nur die Abwärme der Nutzer und der elektronischen Geräte wie Computer und Leuchten wird zur Wärmeerzeugung genutzt.

Durch den geringen Glasanteil der Fassade heizt sich das Gebäude auch im Sommer nicht unnötig auf. Die deckenhohen Fenster lassen trotzdem genug Licht bis tief in den Innenraum hinein, um die Arbeitsplätze ausreichend zu belichten. Durch ein ergänzendes Lichtkonzept von Zumtobel konnten etwaige Defizite von natürlicher Belichtung kompensiert werden.

Die Wärmespeicherung übernehmen die massiven Bauteile wie Böden, Decken und die 76 cm breit gemauerten Außenwände. Sie speichern die Wärme und geben diese aufgrund ihrer thermischen Trägheit sukzessive wieder ab. Einfache Luftkammern in den Ziegeln ersetzen die oft nur schwer recyclebare Wärmedämmung. Im Winter konnte die erwünschte Raumtemperatur (zwischen 22 und 26 Grad, woher der Name des Gebäudes 2226 stammt) auch über einen längeren Zeitraum gehalten werden. 

Der Nutzerkomfort wird durch Sensoren im Innenraum sichergestellt. Diese messen die Innenraumluftqualität und steuern die Lüftungsflügel der Fenster. Im Sommer wird das Gebäude nachts zur Kühlung quergelüftet. Kalkputz an den Innenwänden bindet Feuchtigkeit und CO2 und sorgt somit für ein angenehmes Raumklima.

Das Gebäude 2226 beweist, wie durch integrale Planung die Herstellungskosten durch den Verzicht auf teure technische Gebäudeausrüstung (TGA) sowie die Betriebskosten eines Gebäudes auf das Minimum reduziert werden können. Trotzdem ist es gelungen, ein attraktives Gebäude mit hohem Nutzerkomfort zu errichten. Dies kann von den Architekten bestätigt werden, die selbst Büroräume auf den oberen Etagen bezogen haben. Zu besichtigen ist das Gebäude im Industriepark in Lustenau. Im Erdgeschoss sind eine Galerie und ein Café untergebracht, die auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind.

Bilder: be baumschlager eberle / Eduard Hueber, archphoto